Per Harald Lökkevik - ODIN AG

Norddeutsche Neueste Nachrichteng vom 18./19. Mai 2002

Fünf Segelstandorte Deutschlands wollen 2012 ins Olympia-Boot

Rostock und Rügen sind heiß auf die Spiele

Neue Yachthäfen an der Hohen Düne und auf dem Bug / Bei Olympiazuschlag weitere Liegeplätze

Binz/Rostock (dpa/sid/NNN)

Die vorpommersche Küstenregion Stralsund-Rügen hat sich offiziell um die Ausrichtung der Olympischen Segelwettbewerbe 2012 beworben. Die entsprechenden Unterlagen wurden unter dem Motto "Natürlich Segeln“ dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) in Frankfurt/Main überreicht; bestätigte Landrätin Kerstin Kassner in Binz. Das Olympische Dorf soll auf der Halbinsel Bug im Nord- westen Rügens entstehen, wo eine britische Investorengruppe derzeit auf 250 Hektar eine Ferienanlage "Baltic Sea Resort" mit 2000 Betten errichtet. Die Kosten werden auf rund 300 Millionen Euro geschätzt. Sollte Rügen den Olympiazuschlag bekommen, werden noch zusätzlich 1000 Betten dazu eingerichtet. Vorgesehen ist dafür eine bislang als Golfplatz ausgewiesene Fläche. Der Olympia- hafen würde am Nordrand des Resorts als Außenhafen direkt an der Ostsee entstehen.

Die zusätzliche Finanzierung für einen Außenhafen bis 2012 - die 2000-Betten-Anlage soll bereits 2005 fertig sein - sei gesichert, hieß es. Die Kosten für den Hafen würden rund 175 Millionen Euro betragen. Als besonderen Höhepunkt werte man die Tatsache, dass die Segelwettbewerbe sogar vom nähe gelegenen Hiddensee mit verfolgt werden könnten.

Kreuzliner als Olympisches Dorf

Neben Stralsund-Rügen hat sich - wie NNN berichteten - auch Rostock-Warnemünde um die Austragung der Segel- Wettkämpfe beworben. Rostock plant das Olympische Dorf auf dem Wasser. Am Passagierkai in Warnemünde sollen die Segler auf einem Kreuzliner wohnen. Dieses Schiff will die Hanse-Stadt anmieten. „Wir werden dafür einen Wettbewerb ausschreiben. Ein solches Schiff genügt auch höchsten Sicherheitsanforderungen“, - informiert Siegfried Schwatke, Leiter des Rostocker Olympiabüros. Dieses Schiff muss laut olympischer Vorschrift hohen Ansprüchen genügen und Sauna, Fitnessraum u. a. beherbergen. Diese Schiffsvariante ist günstiger in den Kosten als der Bau eines Olympischen Dorfes.

Zum Olympiahafen soll der geplante neue Yachthafen an der ehemaligen Lotsenstation Hohe Düne ausgebaut werden. Noch in diesem Sommer soll Baubeginn sein. Das Projekt umfasse 17,5 Hektar Wasserfläche und 12 Hektar Land. Die Hanse Yachthafen GmbH wird in den Hafen etwa 40 Millionen Euro investieren. 2004 soll der Hafen fertig sein und bei Olympiazuschlag noch weiter ausgebaut werden. Dann sollen noch zusätzlich 600 Liegeplätze entstehen. Auf einer schwimmenden Plattform von 16 000 Quadratmetern sollen die nötigen Zusatzgebäude ihren Platz finden. Diese Pontons können nach den Spielen ebenfalls wieder anderweitig verwendet werden, sind also auch kostensparend. Interessante Ideen, die da in Rostock und auf Rügen entwickelt wurden. Beide Standorte haben durchaus Chancen. Allerdings: Stralsund-Rügen findet nicht einmal die Unterstützung der eigenen Landesregierung. Denn die setzt voll auf Rostock-Warnemünde. Außer Rostock-Warnemünde und Rügen hegen Kiel, Lübeck und Cuxhaven Hoffnungen. Eine Entscheidung wird im Frühjahr 2004 erwartet. Um die Olympischen Spiele 2012 bewerben sich in Deutschland Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Leipzig.

Breitensportliches Engagement in Kiel

Besonders große Hoffnungen auf die olympischen Segelwettbewerbe macht sich derzeit Kiel. Für die Hauptstadt von Schleswig-Holstein sprechen die Erfahrungen von den Spielen 1936 (Berlin) und 1972. (München), als der Startschuss zu den Olympischen Regatten jeweils an der Kieler Förde fiel. Im Segelsport hat sich Kiel weltweit einen Namen gemacht. Die Kieler Woche als größte und be- deutendste Segelregatta der Welt hat das Image geprägt. Mit einem Schulterschluss zwischen Sport und Politik will man Olympia 2012 unbedingt an die Förde holen. Zum Konzept der Kieler Bewerbung gehört u. a. ein großes breitensportliches Engagement, um neben der vorhandenen Infrastruktur in Schilksee ein zusätzliches Argument zu liefern.

Mit großen Hoffnungen ist auch Lübeck in die Bewerbungsphase gestartet. Schriftsteller Günter Grass und Schauspieler Armin Müller-Stahl haben sich als Botschafter für Travemünde einspannen lassen. In Segelsportkreisen ist der Standort mit dem wachsenden Volksfest Travemünder Woche allerdings nicht unumstritten. Mehrere im Weltsegelverband stark vertretene Klassen haben sich schon aus Lübeck zurückgezogen und damit einen Schatten auf die Olympiabewerbung der Stadt geworfen.

Warnemünder Revier wird hoch gelobt

Profitieren könnte davon Warnemünde, das aus der Sicht der Schleswig-holsteinischen Konkurrenz mit einem "Ost-Bonus" ins Bewerbungsrennen geht. Nach Meinung vieler bietet Warnemünde von allen Kandidaten die besten Bedingungen auf dem Wasser. Das Revier wird international hoch gelobt. Allerdings ist der Finanzierungsbedarf in Warnemünde besonders hoch. Nicht mehr als ein Außenseiter im Bewerbungsrennen ist Cuxhaven. Der größte Nachteil: Das Revier ist durch die Tide alles andere als ideal.