Per Harald Lökkevik - ODIN AG

Yam! vom 06. Dezember 2000

Kellys helfen Kids in Not

Das berühmte Schiff der Family dient jetzt einem guten Zweck

Ein Novembermorgen in Rostock-Warnernünde. Trotz strahlendem Sonnenschein und blauem Horizont weht hier an der Ostsee ein eisiger Wind. Stolz steht Joey KeIly an der Reling der "Santa Barbara Anna“, die gerade renoviert wird, und sagt: "Wir hatten viel Glück im Leben –jetzt wollen wir mit diesem Schiff etwas davon zurückgeben.“ Vor acht Jahren hatte er das 44,2 Meter lange Segelschiff in einem kleinen Hafen an der Südküste Englands entdeckt und wenig später als Familienschiff gekauft. Vier Jahre lang dauerte es, bis Joey den englischen Dreimastschoner in liebevoller Kleinstarbeit wieder seetüchtig gemacht hatte. Sein ganzes Herz hängt an dem Segler. Wie viel den Kellys das Schiff bedeutet, macht allein der Name klar. Die neun Geschwister benannten es nach ihrer 1982 verstorbenen Mutter. Bisher diente das Schiff den Kellys als Zufluchtsort nach anstrengender Studioarbeit und langen Tourneen. Hier konnten sie sich vom Stress erholen. „So gut soll es jetzt auch anderen Menschen gehen", sagt Joey, "deshalb stellen wir das Schiff ab sofort für einen guten Zweck zur Verfügung!“

Unter der Schirmherrschaft der "Odin Stiftung" die sich um auffällige Jugendliche kümmert, werden die Kellys Kids in der Not für eine gewisse Zeit ein Zuhause geben. Hier sollen Jugendliche, die meist aus zerrütteten Familienverhältnissen kommen, Abstand zu ihren Problemen gewinnen. Geplant sind mehrwöchige Segeltörns. Die Kids lernen so nicht nur den Umgang mit einem Schiff- sie sollen hier auch eine ganz besondere Erfahrung machen: die Freude am Zusammenleben für sich entdecken und lernen, Konflikte ohne Gewalt auszutragen. Denn auf der „Santa Barbara Anna" werden die Kids auf engstem Raum leben. "Nicht zuletzt der enge Kontakt in unserer Großfamilie hat uns zu ordentlichen Menschen gemacht", sagt Joey, "wir wissen genau, wie schwer das Leben sein kann. Denn es ist noch nicht so lange her, dass wir Straßenmusikanten von Ort zu Ort getingelt sind.“ Erst nach ihrem Durchbruch 1994 mit dem Hit „Angel“ haben sie sich in Deutschland niedergelassen. Bevor die "Santa Barbara Anna" mit den ersten Kids in See sticht, gibt's jedoch noch allerhand zu tun. 15 Jugendliche sind mit Schleifen, Putzen und Streichen beschäftigt. „Hand gegen Koje“ heißt die Devise. Im Gegenzug für die Arbeit bekommen sie eine Koje und Verpflegung. Einer von ihnen ist Tobias (18) aus Rostock. Er ist gelernter Bäcker und zur Zeit arbeitslos. "Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Segelschiffen. Jetzt kenne ich mich sogar schon mit den Kommandos aus. Es ist zwar ein hartes Leben an Bord, aber immer noch besser als irgendwo rumzuhängen“, berichtet Tobias. Auch Joey ist begeistert: "Warum soll das Schiff vor sich hingammeln, wenn man es für einen guten Zweck nutzen kann!"