Per Harald Lökkevik - ODIN AG

Ostseezeitung vom Juli 2000

Kelly-Schiff soll im Oktober in See stechen 

Viele Bewerber für Crew und Törns

An der "Santa Barbara Anna" ist noch Einiges zu tun, bevor sie als
deutsches Traditionsschiff zugelassen wird. Im Oktober sollen die ersten Segler
den Dreimaster chartern können.

Von RENATE SCHUMANN

Stadthafen. Auf den Decks der "Santa Barbara Anna" herrscht Betrieb. Junge Männer und Frauen streichen, schleifen, putzen. 15 arbeiten zurzeit auf dem Dreimastschoner "Hand gegen Koje. Für ihre Arbeit dürfen sie auf dem Schiff schlafen und werden beköstigt", sagt Maik Graske, Geschäftsführer der Odin-Stiftung, die das Schiff betreibt. Vorerst ist die Leihgabe der Kelly Family an Rostock nur im Hafen zu bewundern.

Wir brauchen eine Erlaubnis, um das Schiff kommerziell zu nutzen. Es muss vom britischen ins deutsche Register umgemeldet werden. Das ist beantragt", so Graske. Zudem müssen mehr Feuerlöscher und größere Rettungsflöße an Bord. "Die Betreiber sind dabei, die Voraussetzungen für die Zulassung als deutsches Traditionsschiff zu schaffen", urteilte gestern Hafenkapitän Stefan Rathmanner. Zuvor gab es Probleme mit dem Nachweis, dass das unter britischer Flagge fahrende Schiff deutschen Sicherheitsnormen entspricht. "Es sind Bauzeichnungen aufgetaucht, die das erleichtern", so der Hafenamts-Chef. Wenn die Stiftung die nötigen Arbeiten und Behördengänge erledigt habe, würde entschieden, ob das Schiff den Hafen verlassen darf.

Graske will es schnell auf dem Trockenen sehen. Er hofft auf einen Werft-Termin binnen 14 Tagen. "Dort gibt's eine Art TÜV als Voraussetzung für die Fahrerlaubnis durch die Seeberufsgenossenschaft." Er rechnet mit

Kosten von 20- bis 50 000 Mark für die Arbeiten, die für den "TÜV" nötig sind. "Das Schiff wurde zwei Jahre nicht bewegt. Da fällt schon etwas an.“ Insgesamt sei es in einem sehr guten Zustand. "Ingenieure verschiedener Werften, die es besichtigt haben, waren begeistert."

Die jungen Leute betreiben zur Zeit "Kosmetik": Roststellen beseitigen, streichen  "und morgen gehen sie ins Rigg". Die 18- bis 25-Jährigen hoffen auf einen Platz in der Stammcrew. "Es sind Jugendliche, die die Schule geschmissen, ihre Ausbildung nicht beendet haben", sagt Detlev Harms, durch dessen private Kontakte zu Joey Kelly das Schiff nach Rostock kam. Die Stamm-Crew wird - ab Oktober, hofft Graske - kommerzielle Törns unternehmen. "Wir dürfen nur die Zinsen aus dem Stiftungskapital ausgeben, bekommen keine Fördergelder. Mit den Einnahmen durch Passagiere finanzieren wir die Jugendarbeit an Bord" so Graske und ergänzt: "Es ist Wahnsinn, wieviele Leute an der Pier fragen, ob sie mitfahren dürfen. Träger sozialer Projekte könnten das Schiff 20- bis 30 Prozent billiger chartern. "Wir haben auch dafür Interessenten, sogar aus Brandenburg."