Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 12. Juli 2000

Mit Kelly-Schiff auf den Wogen der See

Joey Kelly übergab 366-Tonner an Odin-Stiftung

"Ich würde heulen, wenn das Schiff verkauft würde", sagte Joey Kelly und blickte versonnen zu den 29 Meter hohen Masten des Segelschiffes, das seit kurzem im Fischereihafen liegt. Seit sieben Jahren schon ist die SANTA BARBARA ANNA im Besitz des Musik-Clans "Die Kelly Family".

Jetzt stellen die in Köln lebenden Iren ihr 1951 gebautes Schiff der Odin-Stiftung, die der Rostocker Unternehmer Per Harald Lökkevik zur Zeit ins Leben ruft, zur Verfügung. "Die Stiftung will sozial benachteiligte Jugendliche unter ihre Fittiche nehmen und in verschiedene Projekte einbinden", erklärte der Unternehmer gestern bei der Übergabe. Das 46 Meter lange Kelly- Schiff sei ein Standbein dieser Jugendarbeit. Die Leitung des 366 Tonnen schweren Kahns übernimmt Detlev Harms vom Rostocker-Warnemünder-Unternehmerkreis und Initiator des Schiffprojekts. "Wir wollten ein soziales Projekt mit Jugendlichen auf die Beine stellen, erklärte Detlev Harms, "Am liebsten auf einem Schiff." Segeln fördere Teamgeist, Disziplin und bringe viel Spaß. Per Harald Lökkevik habe schon seit einiger Zeit in Skandinavien ein geeignetes Schiff gesucht. "Als ich hörte, dass die Rostocker ein Segelschiff suchen, war ich sofort begeistert, meinte auch Joey Kelly. "Es stand schon seit Monaten leer und ist für dieses Projekt bestens geeignet."  

Das liebevoll restaurierte Schiff bietet für Jugendliche viel Raum und Atmosphäre. Rund 27 Schlafkojen haben unter Deck Platz, auch der Kelly-Clan hat dort schon so manche Nacht verbracht. "Wir waren mit der SANTA BARBARA ANNA unzählige Male im europäischen Gewässern unterwegs", schwärmt Segel-Freak Joey Kelly "Am liebsten habe ich aber an Deck geschlafen." Seine Familie sei sehr mit dem Meer verbunden, immerhin hätten sie früher immer auf Booten gelebt. Besonders freue ihn, dass es nun in Rostock sei, denn hier haben sie früher viel Zeit verbracht. "Wir haben hier schon vor zehn Jahren Konzerte gegeben", erinnerte sich Joey Kelly. "Einige meiner jüngeren Geschwister hatten viele Freunde hier.

Die SANTA BARBARA ANNA bleibt zunächst noch einige Zeit im Fischereihafen, soll aber zukünftig dann in Warnemünde am Kai liegen. Die Kosten für einen Liegeplatz werden von der Stadt übernommen. "Die Stadt möchte die Jugendarbeit der neuen Odin- Stiftung so gut wie möglich unterstützen", sagte Oberbürgermeister Arno Pöker. Er finde die Idee einer "schwimmenden" sozialen Jugendarbeit richtig gut.

Ein paar Warnemünder Jugendliche, die in Zukunft den Kern des sozialen Projekts bilden sollen, sind bereits seit dem vergangenen Sonntag an Bord. "Wir werden schon mal ein bisschen eingewiesen, bevor es richtig losgeht", erzählte der 20-jährige Nils Tscheike aus Groß Klein. "Ich bin von dem Schiff total begeistert." Er verbringe das erste Mal in seinem Leben so viel Zeit auf einem Schiff, gesegelt sei er noch nie. Nils Tscheike: "Aber ich weiß jetzt schon, dass das die beste Erfahrung meines Lebens wird."