Per Harald Lökkevik - ODIN AG

FAZ vom 05. April 2002

Rostocks Wohnimmobilienmarkt ist relativ stabil

Immobilien im Ostseebad Warnemünde erzielen hohe Preise

K.v.d.R. ROSTOCK, 4. April.

Rostock ist das wirtschaftliche Zentrum von Mecklenburg-Vorpommern. Die größten Arbeitgeber sind die Werften und der Überseehafen, Hoffnungsträger der Wirtschaftsentwicklung unter anderem der Biotechnologie und der Medizintechnik. Chancen bietet der neue Anschluss an die A 20. Doch die konjunkturelle Lage ist schwierig, die Arbeitslosigkeit mit etwa 17 Prozent relativ hoch. Noch kann mit dem Tourismus als vollwertigem Wirtschaftsfaktor nicht gerechnet werden. Dennoch zeichnet sich der Rostocker Wohnimmobilienmarkt durch eine gewisse Stabilität und Ausgewogenheit aus. Im Ortsteil Warnemünde lassen sich Immobilienpreise erzielen, die denen der besten Lagen im Villenvorort Dahlem in Berlin nahe kommen.

Die überwiegend guten und mittleren Wohnlagen liegen in den historisch gewachsenen innerstädtischen Bereichen Rostocks. Die Sanierung in den Stadteilen Kröpeliner-Tor-Vorstadt und Stadtmitte im Rostocker Stadtentwicklungsprogramm ist weitgehend abgeschlossen. In die Innenstadtbereiche, in die historischen Villenviertel vor dem Steintor sowie in die nördliche und östliche Altstadt ist viel Geld öffentlicher und privater Investoren geflossen. In diesen gesuchten Lagen lassen sich nach Beobachtungen des Rings Deutscher Makler (RDM) kostendeckende Mieten von etwa 6 Euro je Quadratmeter erzielen.

Die allgemeine Preisentwicklung am Mietmarkt hat sich seit etwa zwei Jahren wieder beruhigt, nachdem in der Mitte der neunziger Jahre ein Anstieg auf mehr als 7 Euro und mehr je Quadratmeter zu beobachten war, sagt Andreas Heyder vom RDM-Landesvorstand Mecklenburg-Vorpommern. Der Leerstand ist niedriger als in anderen ostdeutschen Städten und liegt zum Beispiel in den Plattensiedlungen wie Lütten-Klein bei etwa 5 Prozent. Allerdings beobachten die Makler bei unsanierter Substanz die Tendenz zu höheren Raten. Mit 928 Wohneinheiten ist das Neubauvolumen im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr um zirka 40 Prozent gesunken, gibt die HVB Expertise GmbH in einer Untersuchung über den Wohnimmobilienmarkt Rostocks an.

Der Markt für Eigentumswohnungen habe es angesichts des stabilen Mietmarkts und eines Überangebotes an Wohnungen schwer, sagt Heyder. Der Umsatz in diesem Segment ist nach HVB Expertise im Jahr 2000 gegenüber dem Jahr 1999 um 18 Prozent zurückgegangen. Anders im Seebad Warnemünde. Dort „boome die Nachfrage nach Eigentumswohnungen“. Quadratmeterpreise von 2200 Euro an aufwärts in sehr guten Lagen sind nach Angaben der HVB durchaus realistisch. In Rostock dagegen zahle man für Eigentumswohnungen etwa 2000 Euro je Quadratmeter. Nach den Erfahrungen von Heyder sind Immobilien in der ersten Reihe mit Blick auf die Ostsee von etwa 3500 Euro und mehr je Quadratmeter zu haben. Das begrenzte Angebot hat zur Folge, dass auch die Preise für Bauland auf etwa 400 Euro je Quadratmeter in die Höhe geschnellt sind. Marktrelevante Transaktionsvolumen werden schon lange nicht mehr erzielt. Die Lage entspannen könnte das Projekt „Am Tonnenhof“ der Odin-Gruppe. Der norwegische Unternehmer Harald Lökkevik will dort auf einer Landzunge in Warnemünde auf 10 000 Quadratmetern für 165 Millionen Euro 696 Wohnungen mit Seeblick errichten. Sie sollen im Jahr 2005 bezugsfähig sein.

Immer mehr Rostocker können sich ein Eigenheim leisten, wobei Reihenhäuser in guten Lagen für bis 165 000 Euro und Doppelhaushälften für bis zu 205 000 Euro zu haben sind. Der Preis für Einfamilienhäuser liegt bei etwa 235 000 Euro. Wie andere Städte auch hat Rostock die Abwanderungsbewegung ins Umland, wo baureifes Land günstig zu kaufen war, zu spät erkannt. Heute leben nur noch 197 085 Rostocker in unserer Stadt. Im Jahr 1996 zählte sie noch mehr als 200 000 Einwohner. Seit vier Jahren wird nun in Ortsteilen wie Kassebohm für Bauwillige günstig Land zum Preis von etwa 85 Euro je Quadratmeter ausgewiesen. Dort stehen 30 Prozent der rund 900 Rostocker Eigenheime.