Ostseezeitung vom 07. November 2000
Und das Land hat keinen Pfennig dazubezahlt
Erster Spatenstich für den "Tonnenhof
Die "Santa Barbara Anna" im Seebad und Finanzministerin, Oberbürgermeister
und Joey Kelly auf der Strom-Fähre. Wirkungsvoll wurde gestern der erste
Spatenstich für das Wohngebiet "Tonnenhof" zelebriert.
Von THOMAS STERNBERG
Hohe Düne. Es gibt Dinge, da ist Eile geboten. Und so begann gestern, ein knappes Jahr nach dem Grundstückserwerb, das Bauvorhaben Wohngebiet "Tonnenhof".
"Mit dem Projekt 'Am Tonnenhof' beginnen wir eines der größten privat finanzierten Wohnungsbauvorhaben in Mecklenburg-Vorpommern", schätzt Per Harald Lökkevik, Vorstandsvorsitzender der Odin Aktiengesellschaft, ein.
Die Odin-Gesellschaft hat die Grundstücke am Breitling erworben. Die waren nicht im Sonderangebot zu bekommen. Also muss schnell erschlossen, gebaut und verkauft/vermietet werden, damit am Ende Gewinn bilanziert werden kann.
Auch die Stadt ist an einer schnellen Bebauung interessiert. Nicht nur weil drohte, dass das Areal zum berühmten Klotz am Bein werden könnte, da ja alle vorangegangenen Versuche einer Wohnbebauung gescheitert sind. Sondern naturgemäß auch, weil jedes Wohngebiet innerhalb der Stadt dem Abwanderungstrend entgegen wirkt.
So herrschte gestern beim Spatenstich aufgeräumte
Stimmung. Finanzministerin Sigrid Keler freute sich besonders, denn "das
Land hat keinen Pfennig dazubezahlt", Oberbürgermeister Arno Pöker
war zufrieden, weil "wir solche Investitionen brauchen". Und
er warb für den Standort: "Wohnen am Wasser, etwas Schöneres kann
man nicht schaffen." Megastar Joey Kelly schaute nach der "Santa
Barbara Anna", die von der Odin-Stiftung für die soziale Jugendarbeit
genutzt wird - und war auch zufrieden.
Warum ein solches Vorzeigevorhaben - immerhin beträgt die Gesamtinvestition 200 Millionen Mark - im Vorfeld hin und wieder hinter verschlossenen Türen behandelt wurde, ist ungewöhnlich. So wurde der Wechsel des Erschließungsträgers in nichtöffentlicher Sitzung der Bürgerschaft diskutiert und beschlossen. Auch der Ortsbeirat Markgrafenheide hat mit dem lnvestor und dem Stadtplanungsamt in nichtöffentlicher Sitzung den Start des Vorhabens besprochen. Der Ortsbeirat gab sich Monate vor der Sitzung noch kämpferisch als bekannt wurde, dass der lnvestor statt der früher im B-Plan geplanten 400 die Zahl der Wohnungen fast verdoppeln wird. 700 sind jetzt vorgesehen. Per Brief hatte der Vorsitzende des Beirates, Jürgen Dudek, bei der Stadt interveniert. Die Befürchtung, auch mit Blick auf den geplanten Yachthafen, war, dass Hohe Düne, wenn nicht geniale Verkehrslösungen vom Himmel fallen, im eigenen Verkehr stecken bleibt. Doch das ist später. Gestern feierten alle zusammen, dass es losgeht. Der Ortsbeirat von Warnemünde feierte nicht mit, denn der war nicht eingeladen worden. Dessen Vorsitzender Karl-Heinz Elvers streitet sich als Privatmann mit der Odin-Gesellschaft über eine Provisionszahlung bei der Vermittlung des Grundstückskaufes. Das dürfte den Ortsbeirat als Gremium wenig interessieren, was vor ihrer Haustür passiert schon mehr.